Ein diabetisches Fußsyndrom entwickelt sich meist schleichend: Aus Druckstellen und kleinen Schürfwunden werden chronische Wunden, die die Nerven und Blutgefäße schädigen können und nach und nach das Gewebe absterben lassen. Es gibt zwei verschiedene Ursachen für das diabetische Fußsyndrom, wobei viele Patienten unter einer Kombination aus beiden Formen leiden. Unbehandelt kann ein diabetische Fußsyndrom im schlimmsten Fall eine Amputation des Fußes nach sich ziehen.
Bei einem Teil der Patienten mit diabetischem Fuß liegt der Erkrankung eine Nervenschädigung, die sogenannte Polyneuropathie, zugrunde. Beim neuropathischen Fuß hat der jahrelang erhöhte Glukosewert im Blut erst eine Schädigung der Hautzellen ausgelöst, die sich fortschreitend auf die peripheren Nerven ausgewirkt hat. Durch die Nervenschädigung nehmen die Betroffenen keinen Schmerz mehr wahr, Druckstellen, Schürfwunden, Risse und Blasen bleiben unbemerkt.
Häufig nehmen Patienten mit einer Polyneuropathie unbewusst Fehlhaltungen des Fußes ein, die zu Hornhautbildung und Schwielen führt. Entwickelt sich eine Wunde am Fuß, können Bakterien, Pilze und Viren ungehindert eindringen und sich in Form von Infektionen ausbreiten. Teilweise kommt es zu Verformungen des Skeletts und Knochenbrüchen im Fuß, das Gewebe stirbt ab und der Fuß wird taub.
Die zweite Ursache für ein diabetisches Fußsyndrom ist die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz PAVK. Mediziner sprechen dann vom ischämischen Fuß, der durch Durchblutungsstörungen verursacht wird und insbesondere für das Absterben ganzer Gewebebereiche sorgt. Auch bei dieser Ursache des diabetischen Fußes kommt es zu Taubheit und bakteriellen Entzündungen, die sich rasch ausbreiten.
Das diabetische Fußsyndrom ist eine gravierende, chronische Erkrankung, deren Therapie unbedingt durch einen Facharzt erfolgen sollte. Die Leitlinie „Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronische venöse Insuffizienz“ klassifiziert das Ausmaß und auch die zielgerichteten Behandlungsmaßnahmen nach dem sogenannten Wagner-Grad:
Grad 0
Befund: leichte Deformation und Entzündungen am Fuß, sogenannter Risikofuß
Therapie: regelmäßige Kontrolle der Füße durch den Facharzt
Grad 1
Befund: oberflächliche Wunden auf der Haut
Therapie: Wundversorgung, Druckentlastung
Grad 2
Befund: tiefliegende Wunden und Geschwüre, die bis zur Gelenkkapsel und Sehnen reichen
Therapie: Wundversorgung, Druckentlastung
Grad 3
Befund: tiefliegende Geschwüre mit Infektionen bis hin zur Ebene der Knochen
Therapie: Kontrolle, Wundreinigung und -versorgung durch Wundtherapeuten
Grad 4
Befund: Absterben des Gewebes (Nekrose) des Vorfußes und der Ferse
Therapie: chirurgisches Débridement (Reinigung der Wunde von abgestorbenem Gewebe)
Grad 5
Befund: Nekrose des gesamten Fußes
Therapie: Amputation betroffener Regionen, in gravierenden Fällen des gesamten Fußes
Die Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß in der Deutschen Diabetes Gesellschaft bietet eine Suche nach Einrichtungen, die auf die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms spezialisiert sind.
Sabrina Mandel